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Elisabeth Selbert (1896-1986)Martha Elisabeth Selbert, geborene Rohde, wurde 1896 in Kassel geboren. Die als eine der vier Mütter des Grundgesetzes bekannte Selbert, besuchte ab 1912 die Gewerbe- und Handelsschule des Frauenbildungsvereins. Aus Mangel an Geld konnte sie sich ihren Wunsch Lehrerin zu werden, nicht erfüllen. So trat sie 1914 eine Stelle im Telegraphendienst der Reichspost an. Ihr Ehemann, den sie 1918 in der Zeit der Novemberrevolution kennenlernte, förderte sie und nahm sie mit zu politischen Veranstaltungen. Im gleichen Jahr noch trat sie in die SPD ein. Unzufrieden mit der Lebenswirklichkeit der Frauen in der Weimarer Republik engagierte sie sich politisch und reiste beispielsweise zur Reichsfrauenkonferenz. Im Selbststudium holte sie ihr Abitur nach und studierte als eine von sehr wenigen Frauen Rechts- und Staatswissenschaften. Anschließen promovierte sie mit dem Thema „Zerrüttung als Ehescheidungsgrund“. Als sie 1933 für den Reichstag kandidierte, verhinderte die Machtergreifung der Nationalsozialisten ihren Einzug ins Parlament."Mutter des Grundgesetzes"Als es daran ging, eine Verfassung für die neu zu gründende Bundesrepublik zu entwerfen, wurde sie in die Verfassungberatende Landesversammlung für Groß-Hessen und anschließend in den Parlamentarischen Rat gewählt. Während der erste Vorschlag für den Artikel 3 des Grundgesetzes aus der Weimarer Verfassung einfach übernommen werden sollte, plädierte insbesondere Selbert für eine eindeutigere Aussage. Die Weimarer Verfassung besagte lediglich „Männer und Frauen haben die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten“. Vorkämpferin für GleichberechtigungDer Artikel 3 des Grundgesetzes besagt hingegen „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Somit ist er ein Auftrag für den Gesetzgeber die Gleichstellung von Mann und Frau voran zu treiben. Dies war Selberts größter Verdienst und zugleich ein Grundstein für die Gleichberechtigung der Frauen in Deutschland.Nach ihrer Tätigkeit im Parlamentarischen Rat war die Sozialdemokratin einige Jahre als Abgeordnete im Hessischen Landtag aktiv. Ende der fünfziger Jahre zog sich Selbert aus der Politik zurück und arbeitete fortan an als Anwältin mit dem Spezialgebiet Familienrecht. Ihre anwaltliche Arbeit beendete sie erst mit 85 Jahren. Fünf Jahre danach verstarb sie 1986 in Kassel.Ihr zu Ehren vergibt die Hessische Landesregierung alle zwei Jahre den Elisabeth-Selbert-Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen, die das besondere Verständnis für die besondere Situation der Frau in der Gesellschaft fördern.
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Anke Fuchs (1937–2019)Anke Fuchs ist die Frau, die Helmut Schmidt sich einst als Bundeskanzlerin vorstellen konnte. Die Karriere der Tochter des Hamburger Bürgermeisters Paul Nevermann beginnt zu einer Zeit, in der Frauen es noch schwer haben im Beruf und in der Politik. Als die junge Juristin in den Vorstand der IG Metall geholt wird, murren vor allem die älteren Männer. Später konnte sie darüber lachen, wenn sie sich an diese Zeit erinnert: „Was will diese junge Frau hier? Die soll sich um ihre Kinder kümmern. Das Ziel der Arbeiterbewegung war ja, dass der Mann so viel verdient, dass seine Frau zu Hause bei den Kindern bleiben kann.“Sozialdemokratisches Elternhaus Anke Fuchs wird 1937 in Hamburg geboren. Politik ist für sie schon seit Kinderzeiten so selbstverständlich wie atmen. In ihrem Elternhaus diskutiert man nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit Kurt Schumacher über die Neugründung der SPD. Die Kinder sind immer dabei. Wenn sie erklären soll, was sie stets angetrieben hat, denkt sie an ihre Mutter: „Ich bin dazu erzogen worden, mich um meine Mitmenschen zu kümmern.“Erste Bundesgeschäftsführerin der SPDUnd so beginnt das, was man eine lupenreine sozialdemokratische Karriere nennen könnte. Anke Fuchs wird Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, für wenige Monate Frauen- und Gesundheitsministerin, 1987 erste Bundesgeschäftsführerin der SPD, Vizepräsidentin des Bundestages, dem sie 22 Jahre lang angehört. Lange Jahre ist sie Präsidentin des Mieterbundes, bis 2010 Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung.Eine Sozialdemokratin „alten Schlages“Ihr ganzes politisches Leben lang macht Anke Fuchs Politik für Frauen und fördert sie gezielt. Wie so viele Politikerinnen ihrer Generation ist sie zunächst keine Freundin von Quoten, lässt sich aber durch die Realität eines besseren belehren: „Zunächst dachte ich, wir kriegen das ohne Quote hin. Aber die Quote ist eine Erfolgsgeschichte, weil die Männer sich daran gewöhnen mussten, mit Frauen auf allen Gebieten zusammenzuarbeiten. Vor dem Quotenbeschluss der SPD nannte man uns ‚Alibifrauen’, danach ‚Quotilde’. Aber das ist längst Vergangenheit. Ich bin deshalb auch für Quoten in der Privatwirtschaft, denn wir kommen sonst nicht weiter. Wir müssen diesen Kampf einfach aufnehmen.“Immer weiß Anke Fuchs genau, für wen sie kämpfen will: Nämlich für diejenigen, die selbst keine Stimme haben, die gehört wird. Also für ausgebeutete Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für Frauen mit Kindern und dürftiger sozialer Absicherung, für die vom Schicksal nicht Verwöhnten.
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Inge Wettig-Danielmeier *1936Inge Wettig-Danielmeier wird 1936 in Heilbronn geboren. 1968 nimmt sie den Kampf für eine eigenständige Frauenarbeit in der SPD auf. Mit Erfolg: 1973 wird die „Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen“ (ASF) gegründet. Während dieser Zeit hat sie sich einen Namen als Bildungspolitikerin im niedersächsischen Landtag gemacht, in den sie 1972 als zweite Frau überhaupt einzieht. Meilenstein für die GleichstellungWichtigstes Anliegen ist für Inge Wettig-Danielmeier die Gleichstellung von Frauen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Für die SPD heißt das: Frauen müssen angemessen in allen Parteigremien vertreten sein. In ihre Amtszeit als ASF-Vorsitzende – von 1981 bis 1992 – fällt der wegweisende „Quotenbeschluss“ des Münsteraner SPD-Parteitags 1988. In der Satzung der Partei wird verankert, dass in allen Gremien der Partei und unter den Kandidatinnen und Kandidaten für öffentliche Wahlen mindestens 40 Prozent von Frauen und Männern besetzt werden müssen. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Gleichstellung von Frauen und Männern.Ihr programmatischer Einfluss findet sich ebenfalls im Berliner Grundsatzprogramm von 1989 wieder, für das Erhard Eppler den Satz prägte: „Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden.“ Erfolge für die Frauen1990 wird Inge Wettig-Danielmeier in den ersten gesamtdeutschen Bundestag gewählt. Dort kämpft sie unverdrossen an vielen frauen- und gleichstellungspolitischen Fronten vom Namens-, bis zum Familien- und Scheidungsrecht. Ihr spektakulärster Erfolg im Deutschen Bundestag ist nach Jahren ideologischer und juristischer Grabenkriege bis hin zum Verfassungsgericht ein fraktionsübergreifender Kompromiss zum Schwangerschaftsabbruch. Der Beschluss beendet die Kriminalisierung von Frauen, die in einem Schwangerschaftsabbruch einen Ausweg aus ihrer Not sehen.
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Als sich Herbert Wehner im Herbst 1946 der SPD anschloss, besaß er bereits eine bewegte politische Biographie. Der Sohn einer Arbeiterfamilie – er wurde am 11. Juli 1906 in Dresden geboren – entwickelte früh seinen grundsätzlichen Protest gegen die Machtverhältnisse in Staat und Gesellschaft. Sein politisches Denken wurde vor allem von den Ideen Michail Bakunins, Gustav Landauers und Rosa Luxemburgs beeinflusst. 1927 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei, bereits drei Jahre später wurde Wehner als zweitjüngster Abgeordneter in den sächsischen Landtag gewählt. In der Funktion des technischen Sekretärs des KPD-Politbüros in Berlin (seit 1932) wuchs er in eine führende Rolle des illegalen Widerstandes dieser Partei hinein. Seit Anfang 1937 in Moskau, geriet er in die Maschinerie der Stalinschen "großen Säuberung" (darüber berichtet er in seinem Buch "Zeugnis", 1982). Ab 1941 sollte er von Schweden aus die illegale KPD in Deutschland aufbauen, wurde jedoch 1942 dort verhaftet und bis Sommer 1944 inhaftiert. Während dieser Zeit löste er sich nach langem inneren Ringen von der KPD.Seit 1949 gehörte er dem Bundestag an. Er trat 1959 in Godesberg vehement für das neue SPD-Grundsatzprogramm ein ("Glaubt einem Gebrannten!") und besaß einen wesentlichen Anteil daran, die SPD koalitionsfähig zu machen. Für die Partei erkannte er im Juni 1960 die Westintegration als Grundlage der westdeutschen Außenpolitik an und meinte: "Das geteilte Deutschland kann nicht unheilbar miteinander verfeindete christliche Demokraten und Sozialdemokraten ertragen." Wehner war zunächst (1949-66) Vorsitzender des Gesamtdeutschen Ausschusses im Bundestag, 1966-69 amtierte er als Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen. In seiner politischen Arbeit – Wehner war von 1969 bis zu seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik 1983 SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag – sah er seine Aufgabe vor allem darin, die Regierungsfähigkeit der SPD zu garantieren. Mit oft schroffen sprachlichen Formen erregte er während der Parlamentsdebatten großes Aufsehen; sie machten die Tiefe der Brüche in seinem Lebensweg sichtbar. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Aussöhnung mit Deutschlands östlichen Nachbarn, vor allem den Polen. Wehner starb im Januar 1990 in Bonn.
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Käte Strobel (1907–1996)„Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte.“ Dieser berühmte Ausspruch von Käte Strobel aus dem Jahr 1959 mag für viele Frauen gelten, die in die Politik gegangen sind. Käte Müller wird 1907 in Nürnberg als viertes von sieben Kindern eines Schuhmachers und einer Köchin geboren. Sie absolviert eine kaufmännische Ausbildung und arbeitet später als Buchhalterin.Das Überleben sichernSchon früh engagiert Käte Müller sich in der sozialistischen Jugendbewegung bei den Kinderfreunden und den Falken. 1928 heiratet sie den Schriftsetzer Hans Strobel. Ihr Mann engagiert sich ebenfalls bei den Sozialdemokraten. 1934 wird er wegen Vorbereitung des Hochverrats verurteilt, kommt für zweieinhalb Jahre ins Konzentrationslager Dachau und muss später in ein Strafbataillon. Käte Strobel muss ihre zwei kleinen Töchter durch Krieg und Naziherrschaft bringen.Nach dem Krieg engagiert sie sich sofort wieder in der bayrischen SPD. Käte Strobel gehört zu den Politikerinnen der ersten Stunde in der Bundesrepublik. 1949 zieht sie in den ersten Bundestag ein und gehört in den Wahlkämpfen 1961 und 1965 zum Regierungsteam von Willy Brandt.Erste sozialdemokratische BundesministerinVon 1966 bis 1972 ist sie Kabinettsmitglied als Ministerin für Gesundheit. 1969 erweitert sie die Aufgaben des Ministeriums um die Bereiche Jugend und Familie. Als Ministerin setzt sich Käte Strobel vor allem für die sexuelle Aufklärung ein. Der vom Ministerium geförderte Aufklärungsfilm "Helga" wird ein großer Kinoerfolg. Auch der "Sexualkunde-Atlas" für Jugendliche stößt auf große Resonanz.Das Rollenbild der Frau modernisierenKäte Strobel will Frauen für die politische Arbeit gewinnen – und erreicht auf diesem Wege viel. „Es gibt keine Garantie, dass Frauen eine bessere Politik machen“, sagt sie einmal. Doch wenn sich Frauen engagieren, wollten sie genau so viel Einfluss wie Männer.Dem Europäischen Parlament gehört Käte Strobel von 1958 bis 1966 an, unter anderem als Vizepräsidentin und später als Vorsitzende der sozialistischen Fraktion. In der SPD, der sie seit 1925 zeitweise in führenden Funktionen angehört, ist sie zuletzt Vorsitzende des Seniorenrats.Käte Strobel stirbt am 26. März 1996 in Nürnberg.
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Die letzte freie Rede einer Reichstagssitzung am 23. März 1933 in der Berliner Krolloper:Wir sind wehrlos, wehrlos ist aber nicht ehrlos. Gewiss, die Gegner wollen uns an die Ehre, daran ist kein Zweifel. Aber dass dieser Versuch der Ehrabschneidung einmal auf die Urheber selbst zurückfallen wird, weil es nicht unsere Ehre ist, die bei dieser Welttragödie zu Grunde geht, das ist unser Glaube bis zum letzten Atemzug. Freiheit und Leben kann man uns nehmen – die Ehre nicht! Der in Berlin 1873 geborene Otto Wels führte die SPD in der schweren Zeit des Exils von 1933 bis zu seinem Tod 1939 an. Er leitete die Geschäfte des Vorstandes und koordinierte den Widerstand aus den Reihen der SPD gegen das Nazi-Regime.Wels absolvierte nach der Schule eine Ausbildung als Tapezierer. Nach dem Militärdienst besuchte er die SPD-Parteischule und begann sich hauptamtlich politisch zu beschäftigen. 1907 wurde er Parteisekretär für den Bereich Brandenburg und arbeitete nebenbei für den „Vorwärts“. Kurze Zeit später zog Wels in den Reichstag ein. 1913 wurde der Sozialdemokrat auf Vorschlag von August Bebel in den Parteivorstand der SPD gewählt. Nach der Novemberrevolution war er in der Nationalversammlung an der Ausarbeitung der Verfassung für die Weimarer Republik beteiligt und gehörte bis zum Verbot der SPD 1933 auch dem Reichstag an. Als das Ermächtigungsgesetz zur Abstimmung gebracht wurde, war es Otto Wels, der als Fraktionsführer der Sozialdemokraten die ablehnende Position mit den Worten: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“ verteidigte. Alle anwesenden SPD Abgeordnete stimmten als einzige gegen das Gesetz – obwohl SA-Truppen diese versuchten einzuschüchtern.Nachdem die Verfolgung auf die Mitglieder der SPD zunahm, flüchtet der SPD-Parteivorstand ins Exil. Als Parteivorsitzender organisierte Wels weiterhin den Widerstand in Deutschland. Otto Wels starb 1939 im Exil in Paris.
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Politische Maxime: "Ohne Frieden ist alles nichts"Egon Bahr wurde 1922 an der Grenze zwischen Thüringen und Hessen, in Treffurt geboren, seine schulische Laufbahn schloss er in Berlin 1940 mit dem Abitur ab. Wie viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten hat auch er unter der Hitler-Diktatur gelitten. Er durfte wegen seiner jüdischen Großmutter nicht studieren, nahm aber gleichwohl am Krieg teil. Aus diesen Erfahrungen hatte er als junger Mann die Erkenntnis gewonnen, dass„ohne Frieden alles nichts ist“.Dies blieb die oberste Maxime für sein gesamtes politisches Wirken. Unmittelbar nach dem Krieg 1945 begann Egon Bahr eine journalistische Tätigkeit. Nur Zeitzeuge zu sein genügte ihm bald nicht mehr, denn die deutsche Frage beschäftigte ihn seit den fünfziger Jahren. Er wollte politisch mitgestalten und “mithelfen, dass der Frieden bleibt“. Deswegen trat er 1956 in die SPD ein. Er hatte erkannt, dass die Westpolitik Adenauers zwar unverzichtbar, aber in Zeiten der Ost-Westkonfrontation nicht genügen würde, die deutsche Teilung zu überwinden.Willy Brandt, der sein außerordentliches intellektuelles, politisches und kommunikatives Talent erkannt hatte, machte ihn 1960 zu seinem Presse- und Informationschef in Berlin. Den Bau der Mauer am 13. August 1961 bezeichnete Egon Bahr später als die eigentliche Geburtsstunde der Entspannungspolitik. Das tägliche Erleben von grausamen Folgen der Teilung hatte ihn angespornt, eine zunächst rein gedankliche Methode zur Überwindung der menschenverachtenden Trennung zu entwickeln.Dies geschah an der Seite Willy Brandts zunächst im Auswärtigen Amt, ab 1969 im Kanzleramt in Bonn.Politischer Erfolg: Wandel durch Annäherung und die EntspannungspolitikDie legendäre Formulierung „Wandel durch Annäherung“ entstand 1963 aus der nüchternen Anerkennung der Realität. Egon Bahr erdachte in den folgenden Jahren mit seinen herausragenden politisch-analytischen Fähigkeiten eine Strategie, die später Zug um Zug durchgeführt wurde. Dieses weit in die Zukunft reichende Projekt vertraute wesentlich auf die Kraft des Gesprächs und damit auf die Macht der Freiheit. Immer stand dabei die konkrete Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen im Vordergrund. In zähen Verhandlungen, in denen es gelungen war gemeinsame Interessen festzulegen, gelang schrittweise die Überwindung von gegenseitigen Feindbildern. Ziel war, die erstarrte Ost-Westkonfrontation in Kooperation zu verwandeln.Am Zustandekommen des Moskauer Vertrages, des Grundlagenvertrages und des Warschauer Vertrages hatte die Verhandlungskunst Egon Bahrs entscheidenden Anteil.Der Wandel, der durch diese Entspannungspolitik im sowjetischen Machtbereich hervorgerufen wurde, war Teil dieser durchaus selbstbewussten Politik. Einer Politik, die Deutschlands Platz in Europa und der Welt neu festlegte und ihm eine partnerschaftliche Rolle im Kreise seiner Nachbarn zuwies. Egon Bahr hat als enger Freund und Berater von Willy Brandt viel Häme und Schmähungen von konservativer Seite aushalten müssen. Heute ist allgemein anerkannt, dass die Ostpolitik eine entscheidende Voraussetzung zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas war.Egon Bahr erhielt zahlreiche Ehrungen für sein politisches Lebenswerk. Seine größte Belohnung jedoch war der Fall der Mauer im November 1989. Egon Bahr starb am 19. August 2015 in Berlin.
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Alle große politische Aktion besteht im Aussprechen dessen, was ist, und beginnt damit. Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und bemänteln dessen, was ist.Als Ferdinand Lassalle (1825 bis 1864) den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ gründete, legte er die Basis für die Entwicklung der „Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“ (SPD). Lassalle vereinte zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum die Arbeiter in einer Partei. Als Sohn eines Seidenhändlers, Heyman Lassal und Rosalie Lassal, wuchs er in behüteten Verhältnissen auf. Es war ihm möglich das Abitur zu erreichen und ein Studium, in den Fächern Geschichte, Archäologie, Philosophie und Philologie abzuschließen.Während seiner Studienzeit kam er in Berührung mit sozialistischen Ideen, die bei ihm auf fruchtbaren Boden fielen.Durch seine Reden und Sympathie für die Arbeiterklasse knüpfte Lassalle Verbindungen zu Marx und Engels. Sie standen im regem Briefwechsel miteinander. Dennoch wollte Lassalle die Stärkung der Arbeiterklasse innerhalb der herrschenden Ordnung vollziehen und hoffte mittels des Staates dieses Ziel zu erreichen. Marx und Engels hingegen wollten die Revolution und sahen im Staat eher ein Unterdrückungsinstrument.Seiner Popularität wegen wurde Ferdinand Lassalle 1863 von Leipziger Arbeitern eingeladen und zum ersten Präsidenten des neugegründeten „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“ gewählt. Dieser gilt als die erste Arbeiterpartei Deutschlands und zugleich als eine der Vorläuferorganisationen der heutigen SPD.Zeitlebens betätigte sich Ferdinand Lassalle als Schriftsteller. Seine Werke beschäftigen sich hauptsächlich mit der Arbeiterbewegung und Verfassungsfragen.
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Emma Ihrer (1857–1911)Emma Ihrer kämpfte Zeit ihres Lebens für die Rechte der Arbeiterinnen und machte sich damit viele Feinde. Am 3. Januar 1857 wird sie als Emma Faber im heute polnischen Glatz geboren. Sie stammt aus einer Schuhmacher-Familie und erlernt den Beruf einer Putzmacherin – Hüte sind ihr Metier. Früh heiratet sie den Apotheker Emanuel Ihrer und zieht mit ihm nach Velten nahe Berlin.Kämpferin für die Rechte der FrauenEmma Ihrer engagiert sich ab Anfang der 1880er Jahre in der proletarischen Frauenbewegung. Im Kampf für die Rechte der Arbeiterinnen gründet sie zahlreiche Vereine, unter anderem den „Frauen-Hilfsverein für Handarbeiterinnen“ und den „Verein zur Wahrung der Interessen der Arbeiterinnen“. Gewerkschaftlich engagiert sich Emma Ihrer in der Organisation der Blumen-, Blätter- und Putzfederarbeiter und -arbeiterinnen und redigiert deren Verbandsorgan „Der Blumen-Arbeiter“. 1890 schafft sie es als erste Frau, in die Generalkommission der Gewerkschaften gewählt zu werden. Als Herausgeberin der Frauenzeitschriften „Die Arbeiterin“ und „Die Gleichheit. Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen“ tritt sie leidenschaftlich für mehr Gleichberechtigung ein. Die „sozialistische Agitatorin“Emma Ihrers Vereine sorgen immer wieder für Konflikt mit der Polizei. In den Polizeiakten wird sie als „sozialistische Agitatorin“ geführt. Schließlich wird ihr Frauen-Hilfsverein als politisch gefährlich eingestuft und verboten. Emma Ihrer und ihre Mitstreiterinnen landen im Gefängnis mit der Begründung, dass der „Verein nicht bloß Frauenspersonen als Mitglieder aufgenommen hatte, sondern er nur aus Frauenspersonen bestand“. Das damalige preußische Vereinsgesetz verbot Frauen, sich politisch zu betätigen. Als ihrem Mann wegen ihres „aufrührerischen Wirkens“ beinahe die Apothekenkonzession entzogen werden soll, verkaufen beide die Apotheke und ziehen 1894 nach Berlin-Pankow.Emma Ihrer kämpft auch in der Hauptstadt weiter dafür, dass Frauen erwerbstätig sein dürfen. Und sie hilft dabei, dass Frauen in Gewerkschaften als gleichberechtigt anerkannt werden.Überzeugte SozialistinEmma Ihrer stirbt am 8. Januar 1911 in Berlin. Louise Zietz, Mitglied des SPD-Parteivorstandes, trauert um Emma Ihrer mit den Worten „Der besten eine ist von uns gegangen“. Emma Ihrer scharte „die Mühseligsten und Beladensten, die Frauen, um das Banner des Sozialismus.“Auf einer Gedenktafel an ihrem Haus heißt es: „Als überzeugte Sozialistin trat sie, obwohl polizeilich und juristisch verfolgt, für die Gleichstellung der Frauen ein. Sie war Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift ‚Die Gleichheit‘ und Initiatorin des ersten zentralen Arbeiterinnen-Sekretariats der Gewerkschaften.“
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Gustav Heinemann nach seiner Ernennung zum Bundespräsident 1969:Nicht der Krieg ist der Ernstfall, in dem der Mann sich zu bewähren habe, wie meine Generation in der kaiserlichen Zeit auf den Schulbänken lernte, sondern der Frieden ist der Ernstfall, in dem wir alle uns zu bewähren haben. Gustav Heinemann wurde am 23. Juli 1899 in Schwelm geboren. Nach dem Studium ließ er sich als Rechtsanwalt in Essen nieder und wurde 1928 zunächst Justitiar, 1936 Bergwerksdirektor der Rheinischen Stahlwerke in Essen. Ab 1933 betätigte er sich aktiv in der Evangelischen Kirche: als Presbyter in Essen und in der Bekennenden Kirche, die sich gegen den NS-Allmachtsanspruch stellte. Auch nach 1945 blieb Heinemann als Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) (1945-1967) und als Präses ihrer Synode (1949-1955) der Arbeit der Evangelischen Kirche verbunden.Als einer der Mitbegründer der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) im Rheinland, seit 1946 Oberbürgermeister von Essen und seit 1947 gleichzeitig Justizminister in Nordrhein-Westfalen holte ihn Konrad Adenauer als Innenminister 1949 in sein Kabinett. Aus Protest gegen die Wiederbewaffnung trat Heinemann schon 1950 zurück. Er verließ 1952 die CDU und gründete die Gesamtdeutsche Volkspartei, die sich für ein blockfreies wiedervereinigtes Deutschland einsetzte. Nach Misserfolgen bei den Wahlen löste sich die Partei 1957 auf. Heinemann wie eine Reihe seiner Mitstreiter (unter anderem Johannes Rau, Erhard Eppler) gingen zur SPD.Gustav Heinemann baute Brücken zwischen SPD und protestantischer Kirche, sperrte sich gegen die atomare Bewaffnung und engagierte sich besonders in der Rechtspolitik. Als Justizminister in der Großen Koalition setzte er wichtige Justizreformen durch. Seine Wahl zum ersten sozialdemokratischen Bundespräsidenten mit den Stimmen der Freien Demokratischen Partei (FDP) galt als Auftakt zur sozial-liberalen Ära. In den vier Jahren seiner Amtszeit (Mai 1969-1973) förderte er besonders die Friedens- und Freiheitserziehung, mühte sich um eine Versöhnung mit den von NS-Deutschland überfallenen Völkern und forderte die Mitverantwortung des mündigen Bürgers ein. Zusammen mit seiner Frau Hilda galt sein besonderes Anliegen den Schwachen und Zurückgebliebenen in der Gesellschaft. Der als Politiker eher spröde wirkende Heinemann verband auf unverwechselbare Art Moral und Pragmatismus, Prinzipientreue und Realitätssinn und strahlte hohe Glaubwürdigkeit aus. Er starb am 7. Juli 1976 in Essen.
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